Jahresbericht 2018
Kolumbien steht vor grossen Herausforderungen. Die kolumbianische Wirtschaft ist einseitig auf den Abbau von Rohstoffen ausgerichtet und international wenig wettbewerbsfähig. Damit vergibt sich das Land Potenzial, formelle und angemessen bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen. Um die Rahmenbedingungen für den Export zu verbessern, vernetzt und stärkt Swisscontact deshalb Organisationen auf nationaler und lokaler Ebene. Damit sollen auch in wirtschaftlich benachteiligten Regionen Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaft diversifiziert werden.
Die nach oben zeigende Wachstumskurve der Wirtschaft Kolumbiens kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Wirtschaft noch immer stark vom Abbau von Rohstoffen abhängig ist. Die Einkommen in dem Land, das 27 Mal grösser ist als die Schweiz, sind sehr ungleich verteilt. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind besonders ausgeprägt. Mit steigender Entfernung von den grossen Städten scheinen die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt entsprechend abzunehmen. Trotz dem Friedensprozess entwickeln sich die Randregionen nur langsam.
Die Regierung Kolumbiens hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Wirtschaft zu diversifizieren und Arbeitsplätze zu schaffen, auch fern von den Städten. Der bewaffnete Konflikt, der die Entwicklung insbesondere auf dem Land über Jahrzehnte gebremst hat, hat sich beruhigt. Das sind gute Voraussetzungen. Der Wettbewerbsfähigkeit stehen aber noch andere Hürden im Weg: Fehlende Kompetenzen, fehlende institutionelle Koordination, Bürokratie, eine tiefe Innovationsrate, Nachholbedarf bei der Infrastruktur und damit verbundene hohe Transportkosten sind einige der Gründe, warum Kolumbien Schwierigkeiten hat, Anschluss an die globalen Märkte zu finden.
Die Schweiz unterstützt Kolumbiens Regierung bei ihren Bestrebungen, die Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft zu stärken. Swisscontact setzt im Auftrag des SECO das Programm «Colombia+Competitiva» um. Auf nationaler Ebene unterstützt das Projektteam dabei, Hindernisse für die Wettbewerbsfähigkeit zu überwinden. Es gilt, zu klären, welche öffentlichen Stellen welche Rollen in der Förderung von Innovation, Unternehmertum und Produktivität übernehmen. Sind die Aktivitäten dieser Institutionen aufeinander abgestimmt, greifen die Förderprogramme besser.
Auf lokaler Ebene stärken die Projektinterventionen vier Sektoren: den Kakaosektor, nachhaltigen Tourismus, natürliche Zutaten für Kosmetika und nachhaltiges Bauen. Organisationen und Firmen dieser Sektoren können zusammenspannen und sich für die Co-Finanzierung von Projekten bewerben, die ihre Wettbewerbsfähigkeit unterstützen. Neben der Co-Finanzierung kann für die ausgewählten Projekte auf ein Netzwerk von Schweizer Expertinnen und Experten und ihr Know-how zurückgegriffen werden. Sie unterstützen die Projektgruppen bei der Identifizierung der Bedürfnisse sowie der Formulierung und Umsetzung von praktikablen Lösungen.
Die involvierten Regierungsstellen und Verbände sehen das Programm «Colombia+Competitiva» als wichtigste Unterstützung zur Erreichung einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit, die den KMU den internationalen Marktzugang erleichtert. Das Programm ist 2017 angelaufen und vorerst geplant bis 2020. Um die Wirkung der strukturellen Änderungen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt zu messen, ist es noch etwas früh. Doch aus den unterstützten lokalen Projekten lassen sich bereits erste positive Signale vermelden. So hat die Unterstützung des Schweizer Expertennetzwerkes dazu geführt, dass viele Unternehmen ihr Angebot mit einer breiteren, internationaleren Perspektive neu aufgestellt haben. Ein Beispiel ist das KMU Àmala in Yopal, in das Sie weiter unten einen Einblick gewinnen können.
Homecenter ist eine Baumarktkette in Kolumbien. Neben Baumaterialien umfasst ihr Angebot auch Elektrogeräte und Möbel. Das Unternehmen bietet darüber hinaus den Service Círculo de Constructores (Fachkreis der Baufachleute), über den die Kunden Fachleute für ihr Bauprojekt suchen können. Im Interview erzählt Diego Fernando Cruz Sarmiento von «Homecenter» über die Zusammenarbeit mit Swisscontact im Projekt «Colombia+Competitiva».
Wie sind Homecenter und das Projekt «Colombia+Competitiva», das Swisscontact umsetzt, miteinander verbunden?
Diego Fernando Cruz Sarmiento: Wir arbeiten seit rund drei Jahren mit Swisscontact in der Weiterbildung der Baufachleute in unserem Netzwerk zusammen. Durch die Kooperation ist es uns gelungen, rund 2000 Baufachleute in technischen, administrativen und unternehmerischen Fragen auszubilden. Im Oktober 2017 haben wir eine virtuelle Lernplattform entwickelt. Dadurch können sich auch diejenigen Mitglieder des Fachkreises weiterbilden, die aus zeitlichen Gründen nicht an den Kursen vor Ort teilnehmen können.
Vor welchen Herausforderungen steht der Círculo de Constructores? Hilft Ihnen die Zusammenarbeit mit Swisscontact, diese zu bewältigen?
Die grösste Hürde für unseren Fachkreis bestand darin, die Aus- und Weiterbildung der Mitglieder im ganzen Land voranzutreiben. Wir suchten einen Partner, der uns dabei unterstützen konnte. Dank Swisscontact haben wir es geschafft, alle unsere Standorte mit neuen und innovativen Lernmethoden zu erreichen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Wir wollen erreichen, dass die Mitglieder des Fachkreises durch unsere Unterstützung wachsen können. Wir wollen dazu beitragen, dass sie mehr und besser bezahlte Aufträge erhalten. Darum entwickeln wir mit Unterstützung von Swisscontact gerade eine Webapplikation, durch die die Vernetzung unserer Kunden mit den Baufachleuten online möglich sein wird.
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